Kniearthrose ist die häufigste Form der Arthrose und betrifft Millionen Menschen weltweit. Die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Doch welche Behandlungsmethoden gibt es? In diesem umfassenden Vergleich stellen wir alle Therapieoptionen vor – von konservativ bis operativ.
Was ist Kniearthrose?
Kniearthrose (Gonarthrose) ist eine degenerative Gelenkerkrankung, bei der der Knorpel im Kniegelenk allmählich abgebaut wird. Dies führt zu Schmerzen, Steifheit, Schwellungen und eingeschränkter Beweglichkeit.
Stadien der Kniearthrose
- Stadium 1: Leichte Knorpelschäden, kaum Beschwerden
- Stadium 2: Deutlicher Knorpelabbau, erste Schmerzen bei Belastung
- Stadium 3: Fortgeschrittener Knorpelverlust, Schmerzen auch in Ruhe
- Stadium 4: Knorpel fast vollständig abgebaut, Knochen reibt auf Knochen
Konservative Behandlungsmethoden
1. Hyaluronsäure-Injektionen
Hyaluronsäure-Injektionen sind eine der effektivsten konservativen Behandlungen bei Kniearthrose. Die Hyaluronsäure wird direkt ins Kniegelenk gespritzt und wirkt als Gelenkschmiere.
Vorteile:
- Langanhaltende Schmerzlinderung (3-12 Monate)
- Verbesserte Beweglichkeit
- Gut verträglich
- Kann Operation hinauszögern
Verfügbare Präparate:
- Ostenil: Bewährter Klassiker, 3-5 Injektionen
- Durolane: Einmal-Injektion, Wirkung bis 6 Monate
- Synvisc One: Einmal-Injektion mit Hylan-Polymer
- Hya-ject: Preis-Leistungs-Sieger
- Go-On: Spezialist für Kniearthrose
Wirkdauer: 3-12 Monate je nach Präparat
Kosten: Variabel, oft Selbstzahlerleistung
💡 Mehr erfahren: Hyaluronsäure-Injektionen Vergleich | Alle Gelenkspritzen
2. Physiotherapie und Bewegungstherapie
Gezielte Übungen stärken die Muskulatur rund um das Knie und entlasten das Gelenk.
Vorteile:
- Stärkung der Muskulatur
- Verbesserung der Beweglichkeit
- Schmerzreduktion
- Keine Nebenwirkungen
Empfohlene Übungen: Quadrizeps-Training, Beinpresse, Radfahren, Schwimmen
3. Medikamentöse Therapie
Schmerzmittel (NSAR):
- Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen
- Wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend
- Nur für kurzzeitige Anwendung geeignet
- Mögliche Nebenwirkungen: Magen-Darm-Beschwerden
Kortison-Injektionen:
- Stark entzündungshemmend
- Schnelle Schmerzlinderung
- Nur für akute Entzündungen
- Nicht für Langzeitanwendung geeignet
4. Gewichtsreduktion
Übergewicht belastet die Kniegelenke erheblich. Jedes Kilogramm weniger entlastet das Knie um das 3-4-fache.
Vorteile:
- Deutliche Entlastung der Gelenke
- Schmerzreduktion
- Verlangsamung des Krankheitsverlaufs
- Verbesserung der Gesamtgesundheit
5. Orthopädische Hilfsmittel
Einlagen: Korrigieren Fehlstellungen und entlasten das Knie
Bandagen: Stabilisieren das Gelenk und reduzieren Schmerzen
Gehstöcke: Entlasten das betroffene Knie beim Gehen
6. Kälte- und Wärmetherapie
Kältetherapie: Bei akuten Entzündungen und Schwellungen
Wärmetherapie: Bei chronischen Schmerzen zur Entspannung der Muskulatur
Minimal-invasive Verfahren
Arthroskopie (Gelenkspiegelung)
Bei der Arthroskopie werden über kleine Schnitte Instrumente ins Kniegelenk eingeführt.
Mögliche Maßnahmen:
- Entfernung von Knorpelstücken
- Glättung rauer Knorpeloberflächen
- Entfernung entzündeter Gelenkschleimhaut
Vorteile: Minimal-invasiv, schnelle Erholung
Nachteile: Wirkung oft nur vorübergehend, nicht bei fortgeschrittener Arthrose
Knorpeltransplantation
Bei jüngeren Patienten mit lokalisierten Knorpelschäden kann eine Knorpeltransplantation erwogen werden.
Methoden:
- Autologe Chondrozyten-Transplantation (ACT)
- Osteochondrale Transplantation
Vorteile: Kann Knorpel regenerieren
Nachteile: Aufwendig, nur bei begrenzten Schäden
Operative Behandlungsmethoden
Umstellungsosteotomie
Bei Fehlstellungen (X- oder O-Beine) wird der Knochen durchtrennt und in korrigierter Position fixiert.
Vorteile:
- Korrektur der Fehlstellung
- Entlastung des geschädigten Gelenkbereichs
- Kann Knieprothese hinauszögern
Geeignet für: Jüngere Patienten mit Fehlstellung und einseitiger Arthrose
Knieprothese (Knie-TEP)
Bei fortgeschrittener Arthrose ist oft ein künstliches Kniegelenk die einzige Lösung.
Arten:
- Teil-Prothese (Unikompartimentelle Prothese): Nur ein Gelenkabschnitt wird ersetzt
- Total-Prothese: Kompletter Gelenkersatz
Vorteile:
- Deutliche Schmerzreduktion
- Wiederherstellung der Beweglichkeit
- Hohe Erfolgsrate
- Haltbarkeit 15-20+ Jahre
Nachteile:
- Große Operation mit Risiken
- Lange Rehabilitation
- Nicht für alle Aktivitäten geeignet
Alternative und ergänzende Therapien
PRP (Platelet-Rich Plasma)
Eigenblut-Therapie mit konzentrierten Blutplättchen. Soll Heilungsprozesse anregen.
Studienlage: Gemischt, weitere Forschung nötig
Stammzelltherapie
Experimentelle Therapie zur Knorpelregeneration. Noch nicht etabliert.
Akupunktur
Kann Schmerzen lindern und wird von einigen Krankenkassen übernommen.
Nahrungsergänzungsmittel
Glucosamin und Chondroitin: Studienlage uneinheitlich
Omega-3-Fettsäuren: Entzündungshemmende Wirkung
Vitamin D: Wichtig für Knochengesundheit
Behandlung nach Arthrose-Stadium
Stadium 1-2 (Frühe Arthrose)
Empfohlene Behandlungen:
- Physiotherapie und Bewegung
- Gewichtsreduktion bei Übergewicht
- Hyaluronsäure-Injektionen
- Orthopädische Hilfsmittel
- Schmerzmittel bei Bedarf
Stadium 3 (Fortgeschrittene Arthrose)
Empfohlene Behandlungen:
- Hyaluronsäure-Injektionen
- Kortison-Injektionen bei Entzündungen
- Intensive Physiotherapie
- Schmerzmedikation
- Ggf. Arthroskopie
- Ggf. Umstellungsosteotomie
Stadium 4 (Schwere Arthrose)
Empfohlene Behandlungen:
- Knieprothese (meist einzige dauerhafte Lösung)
- Bis zur OP: Schmerztherapie, Physiotherapie
Vergleich: Welche Methode ist die beste?
| Methode | Wirkdauer | Invasivität | Kosten | Geeignet für |
|---|---|---|---|---|
| Hyaluronsäure | 3-12 Monate | Minimal | Mittel | Stadium 1-3 |
| Physiotherapie | Dauerhaft | Keine | Niedrig | Alle Stadien |
| Schmerzmittel | Kurz | Keine | Niedrig | Alle Stadien |
| Kortison | Wochen | Minimal | Niedrig | Akute Entzündung |
| Arthroskopie | Monate | Mittel | Hoch | Stadium 2-3 |
| Osteotomie | Jahre | Hoch | Sehr hoch | Junge Pat., Fehlstellung |
| Knieprothese | 15-20+ Jahre | Sehr hoch | Sehr hoch | Stadium 4 |
Kostenübernahme durch Krankenkassen
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen:
- Physiotherapie (mit Rezept)
- Schmerzmittel (teilweise)
- Operationen (Arthroskopie, Prothese)
- Orthopädische Hilfsmittel (teilweise)
Oft Selbstzahlerleistung:
- Hyaluronsäure-Injektionen (außer bei einigen privaten Kassen)
- PRP-Therapie
- Akupunktur (teilweise übernommen)
Prävention: Kniearthrose vorbeugen
- Normalgewicht halten
- Regelmäßige, gelenkschonende Bewegung (Schwimmen, Radfahren)
- Muskulatur stärken
- Überlastungen vermeiden
- Verletzungen richtig behandeln
- Fehlstellungen korrigieren
Fazit: Die richtige Behandlung finden
Die beste Behandlung bei Kniearthrose hängt vom Stadium der Erkrankung, dem Alter, der Aktivität und den individuellen Zielen ab.
Frühe Stadien: Konservative Therapien wie Hyaluronsäure-Injektionen, Physiotherapie und Gewichtsreduktion sind oft sehr erfolgreich.
Fortgeschrittene Stadien: Kombination verschiedener Methoden, ggf. operative Verfahren.
Schwere Arthrose: Knieprothese meist die einzige dauerhafte Lösung.
Lassen Sie sich von Ihrem Orthopäden beraten, welche Behandlung für Sie am besten geeignet ist.
Weitere Informationen: